100 Jahre Franz Muhri
KPÖ gedenkt ihres langjährigen Vorsitzenden
Franz Muhri, der langjährige Vorsitzende der KPÖ, wäre am Samstag 100 Jahre alt geworden. Er wurde am 12. Oktober 1924 in Steyeregg in der Weststeiermark als Sohn eines Bergmanns geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und begann mit 15 Jahren am Bau zu arbeiten. Später ging er nach Graz und begann nach einem Abendkurs an der Handelsschule als Lohnverrechner zu arbeiten.
Er kam in der Illegalität zur KPÖ und schloss sich 1940 einer antifaschistischen Gruppe um den später von den Nazis ermordeten Lehrer Richard Zach an. 1942 wurde Franz Muhri zur Wehrmacht eingezogen, er desertierte aber und schloss sich den Partisanen im Koralmgebiet an.
Nach 1945 widmete er sich dem Aufbau der KPÖ, zuerst als Bezirkssekretär in Deutschlandsberg. Später wurde er als Bezirkssekretär in die wichtige Bezirksorganisation Gänserndorf berufen, zu der die starke Betriebsorganisation der Ölfelder im Marchfeld gehörte. Kurzzeitig leitete er die niederösterreichische Parteischule, bevor er drei Jahre in Moskau Gesellschaftswissenschaften studierte und nach seiner Rückkehr Landessekretär der KPÖ Steiermark wurde. Als solcher leitete er den Wahlkampf der die KPÖ 1961 zurück in den Landtag brachte. 1965 folgte er schließlich Johann Koplenig, der wie er aus der steirischen KPÖ kam, als Vorsitzender der KPÖ nach und blieb es bis 1990.
In seiner Zeit als Vorsitzender hat Franz Muhri immer versucht, ausgleichend zu wirken, Menschen und Meinungen zusammenzuführen und die Einheit der Partei in Krisen zu wahren. Unter seinem Vorsitz wurde auch das Parteiprogramm „Sozialismus in Österreichs Farben“ beschlossen. Er nutzte die Beziehungen der KPÖ zu den sozialistischen Ländern um sich für die österreichische Neutralität aber auch für Arbeitsplätze in der Steiermark einzusetzen.
Obwohl er Entwicklungen in den sozialistischen Ländern Europas kritisch betrachtete wurde er von ihrem Zusammenbruch überrascht. 1990 zog er sich von der Führung der Partei zurück. In seiner Autobiographie „Kein Ende der Geschichte“ setzte er sich kritisch mit der Geschichte der kommunistischen Bewegung auseinander. Dabei betonte er die der Notwendigkeit einer erneuerten Kommunistischen Partei für eine sozialistische Alternative zum Kapitalismus, von der Möglichkeit er überzeugt blieb. In seiner letzten Rede als Parteivorsitzender stellte er fest: „Eine revolutionäre, eine kommunistische Partei ist unverzichtbar, sie ist notwendiger denn je!(...)
Es ist notwendig, dass wir auf diesem Parteitag selbstverständlich die Diskussion über die Entwicklung in den sozialistischen Ländern fortsetzen, auch kritisch und selbstkritisch über die Fehler und Irrtümer, die wir als Parteiführung begangen haben. Tun wir aber auch alles, liebe Genossinnen und Genossen, dass wir auf diesem Parteitag den Kampfaufgaben den gebührenden Platz einräumen, die wir als Kommunistinnen und Kommunisten in Österreich selbst erfüllen müssen, für die sozialen und nationalen Interessen des österreichischen Volks, für Frieden und internationale Solidarität. Ich bin überzeugt, es liegt an uns, dass dieser Weg möglich ist.“
In diesem Sinne bewahrt die KPÖ das Andenken an den bescheidenen Menschen und großen Kommunisten Franz Muhri.
Veröffentlicht: 11. Oktober 2024