12 Stunden-Arbeitstag? Nicht mit uns!
Anne Rieger vom Gewerkschaftlichen Linksblock Steiermark auf der 8. März Demonstration
Liebe Frauen,
12 Stunden am Tag – 60 Stunden in der Woche arbeiten
welche Frau, welche Eltern mit Kindern können das?
Niemand – auch nicht an einzelnen Tagen.
Die neue Bundesregierung, die alte Bundesregierung, der Industriellenverband,
sie alle trommeln für eine solche Verlängerung der Arbeitszeit – der Höchstarbeitszeit, wie sie es nennen.
Erst gestern hat Bundeskanzler Kurz wieder verkündet, dass der 12-Stunden Tag vielleicht noch heuer kommen soll
Wir lehnen jegliche Form der Verlängerung der Arbeitszeit ab, egal ob Flexi oder Höchstarbeitszeit
Im Gegenteil – wir fordern Arbeitszeitverkürzung
wir fordern eine kurze Vollzeit von z.B. 30 Stunden mit vollem Lohnausgleich
und natürlich den entsprechenden Ausgleich an Personal
Hinter dem Wort Flexibilisierung verstecken die Unternehmen ihren Plan, uns alle länger arbeiten zu lassen - nicht nur die Raucherinnen
und mit dem Wort „höchst“ also Höchstarbeitszeit verstecken sie ihren Plan die Normalarbeitszeit später auch zu verlängern.
Ich frage euch, wenn sie gar keine Arbeitszeitverlängerung wollen, wie sie immer wieder behaupten,
warum wollen sie dann das Gesetz verändert?
Wenn es doch heute schon möglich ist mit 12 Ausnahmegenehmigungen 12 Stunden am Tag zu arbeiten – und viele tun es ja auch
Natürlich, weil die Herrschenden auf mittlere und lange Sicht wollen, dass viele, vielleicht alle 12 Stunden arbeiten – im nächsten Schritt vielleicht noch länger – 13 Stunden, !4 Stunden? Warum sollten ihre Wünsche bei 12 Stunden aufhören?
Wenn wir uns nicht wehren?
Wir werden und den 8-Stunden-Tag – den unsere Mütter und Väter vor 100 Jahren erkämpft haben – nicht wegnehmen lassen.
Schauen wir zur Firma E-Magnetix in Oberösterreich,
dort wird ab Herbst die 30-Sundenwoche bei gleichem Gehalt eingeführt.
Das wollen wir auch!
Oder schauen wir nach Schweden:
Dort verkürzt die Regierung im Gesundheits- und Sozialsektor den Arbeitstag bei gleichem Lohn auf sechs Stunden.
Die Qualität und die Produktivität steigen,
der Krankenstand sinkt.
Es geht also – Weder der schwedische Staat noch die schwedische Wirtschaft bricht zusammen.
Und dass der Krankenstand sinkt, ist
kein Wunder,
denn Arbeitsmediziner bestätigen, was jede von uns spürt:
Die Ermüdung unseres Körpers ist zwischen 6. und 7. Stunde höher als zwischen der 3. und 4. Stunde Arbeit.
Ich stelle eine zweite Frage: Wem gehört die Zeit?
Es ist unsere Zeit
die Zeit die wir mit unsern Kindern, unsern Freunden, unsern Partnern oder Eltern verbringen
Wir brauchen die Zeit zum Leben, zum Lieben, Lachen, zum Lernen, zum Entspannen.
Und für die Zeit, die wir dem Unternehmer oder anderen Dienstgebern leihen wollen wir ordentlich bezahlt werden, nach Kollektiv und nur kurze Vollzeit arbeiten, nicht Teilzeit, wenn wir das nicht wollen.
Viele Mütter arbeiten bereits jetzt wegen der unzureichenden Kinderbetreuungseinrichtungen in Teilzeit. Eine Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit würde ihre Situation verschärfen
Vollerwerbstätige Frauen könnten durch Zwölf-Stunden-Arbeitstage so in die Teilzeit gedrängt werden
Darauf läuft es hinaus. Kommt die Anforderung, 12 Stunden zu arbeiten, weil die Arbeit da ist, wie die Unternehmer wünschen, werden Eltern solche Arbeitsplätze nicht annehmen können oder müssen sogar kündigen.
Was wäre die Folge?
Frauen zurück an den Herd!!
Sollen wir zurück in Kaiserreich?
Nein, das wollen wir nicht
Wir wollen nicht in Teilzeit arbeiten für weniger Geld,
Wir wollen nicht finanziell vom Partner abhängig sein, wenn wir Kinder haben
Wir wollen nicht prekär arbeiten für einen Hungerlohn
Wir wollen nicht, wenn wir älter sind nur eine Mindestpension oder weniger haben
Wir wollen ein Leben in Würde. Vom Anfang bis zum Ende
Dafür brauchen wir drastische Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Und weil wir auch an alle denken, die erwerbslos sind
Wollen wir Arbeitszeitverkürzung bei vollem Personalausgleich,
damit mehr Erwerbslose Jobs bekommen.
Veröffentlicht: 8. Oktober 2018