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Ärzte-Arbeitszeiten: Es bleibt nicht mehr viel Zeit!

Klimt-Weithaler: „KPÖ hat schon 2009 Maßnahmenkatalog vorgeschlagen, Landesregierung hat nicht auf Beschluss reagiert“

Verschiedene Horrorszenarien machen derzeit die Runde, seit bekannt wurde, dass die Arbeitszeitregelungen für Ärztinnen und Ärzte, wie sie an steirischen Krankenanstalten gelten, aus rechtlichen Gründen nicht aufrecht zu erhalten sind. Das Gesundheitssystem würde in die Unfinanzierbarkeit schlittern, vor allem mangle es an hunderten Ärztinnen und Ärzten.

Dieser Umstand ist allerdings seit vielen Jahren bekannt. Daran erinnerte KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler. Die KPÖ setzte sich bereits in der vergangenen Periode mit dem Nachwuchsmangel im Bereich der Medizin auseinander.

„Manche Politikerinnen und Politiker tun so, als ob diese Situation völlig überraschend käme. Dabei sind die Probleme seit Jahren bekannt. Die KPÖ hat im Landtag mehrmals auf die drohenden Versorgungsmängel aufmerksam gemacht, auf die wir zusteuern, und 2009 Maßnahmen zur Verhinderung der Abwanderung junger Ärztinnen und Ärzte vorgeschlagen. Diese wurden vom Landtag einstimmig angenommen. Geschehen ist aber gar nichts“, wirft Klimt-Weithaler den politisch Verantwortlichen im Land vor.

Von den Schwierigkeiten ist nicht nur der Spitalsbereich betroffen. Durch absurde Weichenstellungen in der Organisation des Medizinstudiums werden zu wenig junge Ärztinnen und Ärzte ausgebildet, ein beträchtlicher Teil setzt die berufliche Laufbahn aufgrund besserer Arbeits- und Facharztausbildung in Deutschland, der Schweiz oder Skandinavien fort.

Klimt-Weithaler: „Die gesundheitspolitischen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen erfordern es, dass die Steiermark ihre Stimme für eine Neufassung des Studiengesetzes erhebt. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.“

"Maßnahmen zur Verhinderung der Abwanderung junger Ärztinnen und Ärzte"

KPÖ-Antrag aus dem jahr 2009, damals einstimmig angenommen

Österreich wird nicht vom Ärztemangel verschont bleiben. Laut mehreren Medienberichten im März warnen Experten vor dieser Notlage.

 

Im Jahr 2005 kam es im Gefolge des desaströsen EUGH Urteils vom Juli 2005, das Quoten für StudienwerberInnen aus anderen EU Staaten verbot, zur Einführung von Zugangsbeschränkungen an den medizinischen Universitäten im Rahmen einer überhasteten Novelle des Universitätsgesetzes 2002.

 

Die Beschränkung der Zulassung zum Medizinstudium wird in Zukunft verstärkt dazu beitragen, dass es einen Mangel an Ärztinnen und Ärzten in unserem Land geben wird. Nicht nur werden weniger angehende MedizinerInnen an den Hochschulen aufgenommen, sondern viele der gut ausgebildeten AkademikerInnen werden unser Land wieder verlassen, und nicht weiter zur Verfügung stehen. Im Studium der Humanmedizin beträgt der Anteil ausländischer Studierender etwa 20 Prozent.

 

Experten sprechen von einem Zeitraum von zehn Jahren bis wir die gleichen Schwierigkeiten haben werden, wie Deutschland sie schon jetzt hat. Dann werden viele praktizierende Mediziner in Pension gehen.

 

In Österreich müssen junge Ärztinnen und Ärzte bis zu vier Jahre auf einen Ausbildungsplatz warten. Im Gegenzug locken die deutschen Bundesländer Thüringen und Sachsen mit Jobmessen in Innsbruck, Graz und Wien. Sie werben um gut ausgebildeten Medizinerinnen und Mediziner aus Österreich. Mit Verträgen, die einen Teil der medizinischen Grundausbildung oder die gesamte Ausbildung mit Facharztabschluss ermöglichen, gewinnen sie Akademikerinnen und Akademiker dafür ihre Laufbahn in Deutschland fortzusetzen.

 

Man kann sich gut vorstellen, dass das für angehende Ärztinnen und Ärzte eine sehr verlockende Möglichkeit ist, zumal es auch keine Sprachbarriere gibt. In den letzten drei Jahren haben 135 Mediziner diese Chance wahrgenommen und sind nach Deutschland gegangen. Insgesamt sind rund 1700 österreichische Ärztinnen und Ärzte dauerhaft im deutschen Gesundheitssystem beschäftigt.

 

Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Es ist unbedingt notwendig, dagegen Maßnahmen zu ergreifen. Der Engpass an Fachärztinnen und Fachärzten auf dem Gebiet der Anästhesie und der Inneren Medizin ist heute schon ein großes Problem.

 

Es wird daher der Antrag gestellt: Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, an die Bundesregierung heranzutreten, in Kooperation mit den Spitälern und Medizinischen Universitäten österreichweit eine Lösung zu finden, damit junge Ärztinnen und Ärzte im Anschluss an ihr Medizinstudiums ihre Berufsberechtigung (ius practicandi) erlangen können, damit die Abwanderung nicht zu weiteren volkswirtschaftlichen Schäden führt und es zu keinem Engpass in der medizinischen Versorgung kommt.

Veröffentlicht: 20. Mai 2014

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