Tschikweiber haums uns g’nennt. Die Zigarrenfabriksarbeiterinnen von Hallein
Buchtipi von Heidi Bekhit
Von 1869 bis 1939 wurden in der Halleiner Zigarrenfabrik täglich tausende Zigarren per Hand gedreht. In 12-Stunden-Arbeitstagen musste jede einzelne der „Tschikweiber“ 600 Zigarren wickeln. Im Buch „Tschikweiber haums uns genennt“ hat die Historikerin Ingrid Bauer anhand von lebensgeschichtlichen Interviews die Schicksale von einzelnen Zigarrenfabriksarbeiterinnen zusammengefasst. Jetzt wurde das Buch neu aufgelegt.
Von 1869 bis 1939 wurden in der Halleiner Zigarrenfabrik täglich tausende Zigarren per Hand gedreht. In 12-Stunden-Arbeitstagen musste jede einzelne der „Tschikweiber“ 600 Zigarren wickeln.
Im Buch „Tschikweiber haums uns genennt“ hat die Historikerin Ingrid Bauer anhand von lebensgeschichtlichen Interviews die Schicksale von einzelnen Zigarrenfabriksarbeiterinnen zusammengefasst. Jetzt wurde das Buch neu aufgelegt.
Die Frauen der Zigarrenfabrik Hallein. waren harte Arbeit von Kindheitsbeinen an gewohnt. Ohne ihr Einkommen wären die meisten Halleiner Familien in den 20er und 30er Jahren nicht über die Runden gekommen. Die Zahl der in der Zigarrenfabrik beschäftigten Frauen betrug zu Beginn der 1920er Jahre mehr als 500. Doch es gab weder bezahlten Karenzurlaub, noch war es üblich, dass Männer sog. „Frauenarbeit“, wie Kochen, Waschen, Putzen oder Kinderbetreuung geleistet hätten.
Im vorliegenden Buch geht es aber nicht nur um die tägliche Arbeit der Frauen, sondern auch um Themen wie Zusammenhalt, Solidarität und den Kampf um Rechte für die Arbeiterinnen. Eine der Zigarrenfabriksarbeiterinnen, die im Buch zu Wort kommen, ist Agnes Primocic. Als Betriebsrätin und kommunistische Gewerkschafterin setzte sich Primocic vehement für ihre Kolleginnen ein und trug so wesentlich dazu bei, für die damalige Zeit privilegierte Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Als sie als Betriebsrätin einen Streik in der Tabakfabrik organisierte, wurde sie entlassen.
In den 1930er Jahren kam es zum sukzessiven Abbau von sozialen und politischen Rechten der Arbeiterschaft. 1934 wurde die freie Tabakarbeitergemeinschaft verboten. 1939 wandelten die Nationalsozialisten die Fabrik in einen Rüstungsbetrieb um.
Ingrid Bauer, Tschikweiber haums uns g’nennt. Die Zigarrenfabriksarbeiterinnen von Hallein. Erweitere Neuausgabe, 326 Seiten, 20 Euro, Die Buchmacherei, Berlin, 2015. Dem Buch ist eine DVD beigelegt, die u. a. zwei Dokumentarfilme enthält, die sich dem Leben der Halleiner Zigarrenarbeiterin, Betriebsrätin und kommunistischen Widerstandskämpferin Agnes Primocic widmet. Infos http://diebuchmacherei.de/produkt/tsc...genennt-3/
Veröffentlicht: 2. Juni 2016