»Ein Blatt vor den Mund nimmt sich die Claudl nicht«

KPÖ-Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler im Portrait

Dass sie hinschaut, wenn es Probleme gibt, und diese engagiert angeht – das ist, was Claudia Klimt-Weithaler ausmacht. Ihre Wurzeln, denen sie treu geblieben ist, erklären warum.

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Claudia Klimt-Weithaler als Jugendliche bei einer Friedensdemonstration in Wien 1983.

„Der Papa hat bei der VÖEST gearbeitet, die Mama war Hausfrau – ganz klassisch“, erzählt Claudia Klimt-Weithaler. Sie wird 1971 in eine Fohnsdorfer Arbeiterfamilie geboren. Der Zusammenhalt der einfachen Menschen ist, was sie bis heute prägt. Sie erinnert sich an die Mütter und Kinder, die gemeinsam die Kohle in die Keller schaufeln, die die VÖEST den Familien ihrer Mitarbeiter:innen zur Verfügung stellt, und die Weihnachtspackerl, die die Kinder bekommen haben. „Die sind über die Jahre immer kleiner geworden“, sagt sie, „ganz im Gegensatz zu den Vorstandsgehältern“.

„Aber Sie sind ja eine Frau“

Claudia ist ein braves und ruhiges Kind. Richtig ärgerlich wird sie nur, wenn jemand schlecht behandelt wird. Den konsequenten Geist hat sie von ihrer Oma Gertrude vererbt bekommen. „Sie war eine der ersten Kranführerinnen in der österreichischen Industrie“, erinnert sich Klimt-Weithaler. Sie hatte vier leibliche und zwei Pflegekinder. Da war es nötig, dass auch sie arbeiten geht. Als eine Kranführerstelle in der VÖEST ausgeschrieben war, ging sie kurzerhand ins Personalbüro, um sich zu bewerben. „Aber Sie sind ja eine Frau“, sagte der Mann in der Personalabteilung. „Ich weiß“, sagte Frau Weithaler. Die Arbeit hat sie bekommen. 

„Ob etwas geht oder nicht, zeigt sich erst, wenn man es probiert. Das ist, was ich von der Oma gelernt hab“, sagt Claudia Klimt-Weithaler. Die Einsicht, dass es darum geht, sich selbst etwas zuzutrauen, wird sie durch ihr Leben begleiten.
Sie besucht die Schule für Kindergartenpädagogik in Judenburg. Eine Stelle in Zeltweg bekommt sie nicht – weil sie mit einem kommunistischen Ehepaar befreundet ist und im „Brechtigen Theater“ spielt, erfährt sie danach.

 

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Alleinerziehend, arbeitend, politisch aktiv

Ihr Weg führt sie nach Graz, wo sie Vollzeit in einem Kindergarten arbeitet, ein Pädagogik-Studium beginnt und sich für die KPÖ engagiert. „Das war immer schon die Partei, die sich ehrlich für die Leute einsetzt“, sagt sie. Politisiert wurde Klimt-Weithaler vor allem durch die Friedensbewegung: „Schon als Jugendliche war mir ganz wichtig, dass alle Menschen ein Leben in Frieden und ohne Krieg leben können. Das gilt heute mehr denn je!“

Sie heiratet und wechselt in die Erwachsenen-Bildung. „Dort habe ich versucht, Frauen klarzumachen, dass sie vieles erreichen können, wenn sie es sich selber auch zutrauen“, erzählt sie. Ihre beiden Töchter kommen 1997 und 2001 zur Welt. Als ihre Stelle nicht verlängert werden kann, ergreift sie die Gelegenheit und arbeitet an der Gründung einer Kinderbetreuungseinrichtung mit, dem Modellino.
Als Ernest Kaltenegger und Elke Kahr sie 2005 fragen, ob sie weit vorne für die KPÖ kandidieren will, ist sie erst baff. Erstmals seit 1970 zieht die KPÖ wieder in den steirischen Landtag ein, Klimt-Weithaler wird eine von vier Abgeordneten.

Im Modellino arbeitet sie weiter als Leiterin für 20 Stunden, ihre Kinder erzieht sie nach der Scheidung 2008 allein, das Arbeitspensum im Landtag ist hoch. „Das schlechte Gewissen begleitet einen“, sagt Klimt-Weithaler – „gegenüber den Kindern, weil man viel arbeitet, gegenüber den Kolleginnen in der Arbeit, weil man sich im Landtag reinhängt, gegenüber den Kollegen im Landtag, weil man die Kinder und auch den Beruf nicht vernachlässigen will.“ 


 

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Faksimile: Die Steirerkrone berichtet 2005 über den sensationellen Einzug der KPÖ in den Landtag.

„Wenn es wo ungerecht zugeht, schaut sie nicht weg“

Fünf Jahre später zieht sich Kaltenegger aus der Politik zurück. Claudia Klimt-Weithaler folgt ihm als Spitzenkandidatin nach. Die Medien mutmaßen, dass es die KPÖ nicht noch einmal in den Landtag schafft. „Unsere Stärke ist, dass wir zusammenhalten“, sagt sie. Der Wiedereinzug gelingt. Claudia Klimt-Weithaler wird Klubobfrau.

Wie es in der KPÖ Tradition ist behält auch sie sich seit sie ein Mandat inne hat nur einen Teil ihres Polit-Gehalts. Mit dem Rest hilft sie Menschen, die in einer akuten Notlage sind. Das kann eine Nachzahlung bei den Heizkosten sein, die eine Familie gerade nicht bestreiten kann, oder eine kaputte Waschmaschine. Mehr als 730.000 Euro hat sie so schon an die Leute weitergegeben.

„Ein Blatt von den Mund nimmt sich die Claudl nicht“, sagt ein Wegbegleiter. Sie liest der Landesregierung die Leviten, wenn die Kürzungen im Jugend-, Behinderten- und Sozialbereich, Spitalsschließungen oder Verschlechterungen bei der Gesundheitsversorgung durchziehen will. Ihre Wortmeldungen sorgen in der Landstube dafür, dass die gehört werden, die sonst keine Lobby haben. In der Sache ist sie hart, untergriffig wird sie aber nicht.

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KPÖ-Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler vor dem Wahlplakat zur Landtagswahl 2024.

Hartnäckig bleiben zahlt sich aus

Und Hartnäckigkeit in der Politik zahlt sich aus: „Auch wenn wir eine kleine Partei sind, haben wir viel erreichen können“, erzählt Claudia Klimt-Weithaler. So gab es nach fast zwanzig Jahren eine wichtige Gehaltserhöhung für Elementarpädagog:innen. Zuletzt wurde das Pflegepersonal in Spitälern bessergestellt und die Wohnunterstützung wurde erhöht – all das wäre ohne den Einsatz der KPÖ gemeinsam mit der Bevölkerung wohl nicht möglich gewesen.

In der Sache zurückstecken kommt für sie jedenfalls nicht infrage. Wenn es wo ungerecht zugeht, schaut sie nicht weg, macht es zum Thema. Das macht sie glaubwürdig mit Leidenschaft und Nachdruck, „weil man sich gegenseitig nicht im Stich lässt“, sagt sie ganz selbstverständlich – ganz das Fohnsdorfer Arbeiterkind.

Mit diesen Plakaten geht die KPÖ in den Wahlkampf-Endspurt

11-11-24 Spit­zen­kan­di­da­tin Clau­dia Klimt-Weitha­ler: „Oh­ne die K­PÖ wür­den vie­le der drän­gen­den Pro­b­le­me nach der Wahl sch­nell wie­der un­ter den Tisch fal­len. Da­mit beim Woh­nen, im Ge­sund­heits- und Pf­le­ge­be­reich und bei So­zia­lem et­was wei­ter­geht, braucht es ei­ne ge­stärk­te KPÖ!“

Veröffentlicht: 3. November 2024