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"Ein Oktoberstreik wäre nötig!"

Kommentar von Renate Pacher

Zwischen 26. September und 5. Oktober 1950 kam es zum größten Streik in der Zweiten Republik, der als Oktoberstreik in die Geschichte eingegangen ist. Die Wirtschaft hatte sich 1950 vom Krieg erholt, die Produktion überstieg in einigen Bereichen bereits den Stand von 1937.  Aber die Reallöhne lagen nur bei rund die Hälfte von 1937. Die Pläne der Regierung Preiserhöhungen zu genehmigen, die um ein vielfaches höher als die Lohnerhöhungen waren, führten zum spontanen Streik.
 

Damals waren beinahe die Hälfte aller Industriebeschäftigten beteiligt. In der Steiermark kam es Graz, Donawitz, Voitsberg, Kapfenberg und Fohnsdorf zu Protesten. Die Führung von SPÖ, Gewerkschaft und Arbeiterkammer stellte sich hinter die Regierung. Der Streik wurde als kommunistischer Putsch diffamiert. Tausende Streikteilnehmer wurden entlassen, Gewerkschaftsführer verhaftet. Es wurde sogar ein Schießbefehl ausgegeben. Der Streik brach zusammen.

Historiker haben inzwischen nachgewiesen, dass der Oktoberstreik kein kommunistischer Putschversuch war. Diese Lüge diente dazu die Streikbewegung zu diffamieren. Alle angeklagten kommunistischen Gewerkschaftler wurden freigesprochen. Das Ende des Oktoberstreiks stand am Beginn einer Entwicklung, bei der die Gewerkschaft, die SPÖ und die arbeitenden Menschen das Kämpfen verlernt haben.

Heute sind wir soweit, dass die Reichen immer reicher werden während die arbeitenden Menschen an die Wand gedrückt werden. In Frankreich gehen Jung und Alt gemeinsam gegen die Pensionspläne der Regierung auf die Straße, weil beide Gruppen wissen, dass sie ansonsten alle verlieren. Bei uns fordern Jugendverbände die Pensionen zu kürzen. Die Regierung schmiedet Sparpaketen und schont die Reichen. Wenn die arbeitenden Menschen nicht wieder lernen nicht alles hinzunehmen und dass sie nur gemeinsam stark sind, wird sich nichts zum Positiven verändern.

Veröffentlicht: 20. Oktober 2010

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