Eine Frage des Systems
Daniela Katzensteiner, Mitglied der KPÖ-Bezirksleitung Graz, zum Thema Klima vs. Kapital
Nicht erst seit Greta Thunberg ist der von Menschen verursachte Klimawandel in aller Munde. Bereits 1972 erreichte die Thematik mit dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Clube of Rome eine breitere Öffentlichkeit. Dutzende internationale Klimakonferenzen und Absichtserklärungen später ist man einer Abkehr von der Zerstörung unseres Planeten und somit unser aller Lebensgrundlage, kaum einen Schritt nähergekommen.
Nun tritt vorher genannte Greta Thunberg als das schlechte Gewissen der Herrschenden auf und bringt so tausende Schüler weltweit dazu, für mehr Klima- und Umweltschutz auf die Straße zu gehen, so geschehen auch in Graz, wo die Kommunistische Jungend 1.500 SchülerInnen für einen Klimastreik mobilisieren konnte.
Die Warenproduktion im Kapitalismus ist oftmals mit großen Belastungen für unsere Umwelt und das Klima verbunden. Neben illegalem Umgehen von Umweltauflagen, wie diverse Umweltskandale zeigen (jüngst der Dieselskandal), werden auch keine Kosten und Mühen gescheut, bei politischen EntscheidungsträgerInnen zu intervenieren um Umweltstandards so gering als möglich zu halten. Argumentiert wird dies immer wieder mit der globalen Konkurrenzfähigkeit.
So meinte beispielsweise Wolfgang Leitner, Vorstandsvorsitzender der Andritz AG „Die europäische Politik ist sehr stark NGO-, das heißt menschenrechts- und umweltgetrieben – alles wichtige Dinge, die man sich aber leisten können muss“. Und so zeigt auch das jüngste Beispiel, die Genehmigung der 3. Flugpiste am Flughafen Wien, dass im Kapitalismus ökonomische vor ökologischen Überlegungen Vorrang bekommen.
Ein nicht geringer Teil des weltweiten CO2 Aufkommens geht auf die globalisierten Handelsströme zurück. Produktionsstätten wurden in den letzten Jahrzehnten aus den Industrieregionen in Billiglohnländer verlegt, von wo aus die dort hergestellten Waren rund um den Globus zu den KonsumentInnen transportiert werden. Und die für alle wirtschaftlichen Tätigkeiten notwendige Energie kommt nach wie vor zu einem großen Teil aus fossilen, nicht erneuerbaren Energiequellen, deren Hersteller nach wie vor im großen Stil staatlich subventioniert werden.
Bis jetzt und auch in Zukunft haben die Kosten dieses Wirtschaftens aber nicht die Hauptverursacher der Umweltverschmutzung und des Klimawandels, die reichen westlichen Industrienationen, zu tragen, sondern die ärmeren Länder in der südlichen Hemisphäre. Denn genau dort machen sich die Folgen des hohen CO2 Ausstoßes in Form von extremen Wetterlagen, wie Überschwemmungen und Dürreperioden am Stärksten bemerkbar.
Nun gibt es verschiedene Lösungsansätze für das Problem des Klimawandels. Eine vermeintliche Lösung ist etwa die sogenannte Green Economy. Hier setzt man in erster Linie auf marktkonforme, anstatt auf politische Transformationsprozesse. Vereinfacht gesagt geht man hier von der Prämisse aus, dass wenn Unternehmen mit nachhaltigem, ökologischem Wirtschaften mehr Profit erwirtschaften können, als mit der bisherigen Weise, würden diese auch klima- und umweltfreundlich agieren. Umweltschutz passiert hier also nur unter der Prämisse, dass es für die Kapitalisten profitabler ist die Umwelt zu schützen, als sie nicht zu schützen.
Somit stellt die Green Economy das Marktdiktat und die Machtverteilung nicht infrage und auch das Problem eines unendlichen Wirtschaftswachstums auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen wird hier nicht gelöst.
Auch das individuelle Konsumverhalten des / der Einzelnen wird oft als Lösung des Umweltproblems propagiert. Hierbei wird von einer Allmacht des Konsumenten / der Konsumentin ausgegangen und dass diese quasi beim Einkauf und im alltäglichen Verhalten in der Lage seien, der Zerstörung der Umwelt entgegenzuwirken. Aber auch dies ist letztlich nur wieder eine marktkonforme Lösung, welche die Perspektive eines grundlegenden Wandels des gegenwärtigen Wirtschaftssystems völlig außer Acht lässt.
Vermeintliche Nachhaltigkeits, Bio- und Fairtrade Labels geben zwar den KosumentInnen jener Produkte das Gefühl moralischer Überlegenheit, ändern aber kaum etwas an bestehenden Problemen. Ganz zu schweigen davon, dass es für viele Menschen finanziell überhaupt nicht möglich ist, so genannte faire Produkte zu kaufen und es angesichts dutzender solcher Labels (mit unterschiedlich strengen Kriterien) für den Ottonormalverbraucher / die Ottonormalverbraucherin zeitlich gar nicht möglich ist, sich dahingehend mit einer Kaufentscheidung auseinanderzusetzen.
Nicht marktkonforme Lösungen, sondern letztlich nur durch die Abschaffung des Kapitalismus kann die Grundlage für ökologische und nachhaltige Wirtschaftsprozesse geschaffen werden. Wer deswegen aber von der Annahme ausgeht, man könne im Kapitalismus ohnehin nichts ändern und müsse deswegen das eigene Verhalten beim Einkauf und im Alltag nicht kritisch reflektieren, ist auf dem Holzweg.
Gerade als politisch bewusster Mensch, sollte man sich auch fragen, was heute schon im Bereich der eigenen Möglichkeiten liegt, zu einer positiven ökologischen Entwicklung beizutragen. Schließlich wird die Wende im Sozialismus nicht von sich aus und von einem Tag auf den andern passieren können. Auch hier bedarf es einer bewussten Hinterfragung und Veränderung bestimmter, im Kapitalismus antrainierter Lebensweisen.
Denn wenn man im Sozialismus an der jetzt in den Industriestaaten vorherrschenden, sehr ressourcenintensive Lebensweise festhält, nur mit der Prämisse der Zugänglichkeit dieser Lebensweise für alle, werden sich der Klimawandel und die Umweltverschmutzung auch im Sozialismus nicht aufhalten lassen.
Veröffentlicht: 11. Februar 2020