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Gedenken an Obersteirische Partisanen

Silvester-Heider Wanderung am 22. Juni 2014

Vor 70 Jahren, am 22. Juni 1944, kam es am Achnerthörl am Thalerkogel zu einem ersten Feuergefecht zwischen den Partisanen der Österreichischen Freiheitsfront (ÖFF) mit den sie verfolgenden nazifaschistischen Einheiten. Dabei wurde auch der aus Trofaiach stammende Silvester Heider erschossen. In Erinnerung daran findet dieses Gedenktreffen statt.

 

 

Sonntag, 22. Juni 2014, Beginn 10:30
Gasthaus Hiaslegg, Hafning, Rötz 99

Zufahrt von Trofaiach  (über Friedhofgasse und Rötzstraße, ca. 30 Minuten)    
oder über Bruck/Mur – Tragöß (ca. 30 Minuten.)

Bitte beachten: Durch den Formel 1 GP in Spielberg kann es zu Verkehrsbehinderungen kommen (frühzeitig anreisen!).
Fahrgemeinschaften von Vorteil, es gibt wenig Parkplätze am Hiaslegg!

 

Programm:

10.30    Einheitsfrontlied: „Die rotn Oidn“
               Begrüßung durch Vizebürgermeisterin Gabi Leitenbauer
10.40    Festvortrag von Heimo Halbrainer:
„Die Partisanengruppe Leoben-Donawitz und die Ereignisse am Thalerkogel“. Musikalische Umrahmung durch die Gruppe Praprotnice aus Kärnten
11.40    Abmarsch zur Gedenkstätte (Wanderschuhe!)
12.45    Festansprachen: Landtagsabgeordneter Werner Murgg und Raoul Narodoslavsky
13.15    Zurück zum Hiaslegg
14.00    Einkehr, Essen und gemütliches Beisammensein

Frauenterzett „Praprotnice“ Hanca Pörtsch • Irene Strasser • Rozka Tratar Sticker • acc. Jörg Errenst Ihre Liebe gilt den Unterdrückten dieser Welt. Ihr Repertoire – Widerstandslieder aus nah und fern, von einst und jetzt.

Die Österreichische Freiheitsfront (ÖFF) und Silvester Heider

 

Die Partisanenorganisation der ÖFF wurde im Herbst 1943 in der Krumpen bei Trofaiach gegründet, nachdem bereits im Oktober 1942 Radio Moskau und BBC London von einer fiktiven Gründungsversammlung der ÖFF in den Bergen Österreichs berichtet und dazu aufgerufen hatten, „weitere“ solche überparteilichen Widerstandszellen zu gründen. Kommunistische Kader, die sich bislang ruhig verhalten hatten bzw. nicht auffällig geworden waren, sammelten sich 1942 um den Schlosser Sepp Filz, den Uhrmacher Ferdinand Andrejowitsch, den Kriegsversehrten Max Muchitsch, den im Zusammenhang mit dem Aufrollen des Kommunistischen Jugendverbands 1939 verurteilten und wieder aus der Haft entlassenen Anton Wagner und den ehemaligen Gewerkschaftssekretär Simon Trevisani. Sie knüpften Kontakte zu den slowenischen Partisanen nach Jesenice, wohin Filz und Wagner im April 1943 fliehen mussten, um einer drohenden Verhaftung zu entgehen. Nach mehrmonatigem Aufenthalt beim Pokljuka-Bataillon kehrten sie im Sommer 1943 nach Leoben zurück und schritten an den Aufbau einer organisatorischen Basis für einen Partisanenkampf.

ÖFF Landesleitung
Nachdem diese ersten logistischen Schritte gesetzt worden waren, wurde im November 1943 in der Nähe von Trofaiach eine Landesleitung der ÖFF gebildet, der neben den im Bezirk Leoben Aktiven auch Vertreter von Widerstandsgruppen aus Judenburg, Villach, Graz und Wien angehörten. Dabei fassten die ÖFF-Gründungsmitglieder den Beschluss, im Frühjahr 1944 mit dem bewaffneten Kampf gegen das NS-Regime zu beginnen. Gleichzeitig verteilten sie unter dem Namen ÖFF ab April 1944 eine Reihe von Flugschriften. In einem Flugblatt mit dem Titel „ÖFF: Programm, organisatorische und taktische Fragen“ heißt es unter anderem:
„1. Kampf mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln einschließlich Waffengebrauchs gegen die faschistischen Okkupanten und ihre österreichischen Helfershelfer, die durch Betrug, Lüge und Ausnützung unserer Gutmütigkeit sowie durch Anwendung brutalsten Terrors uns aller Rechte beraubten und zu Sklaven einer faschistischen Herrenclique machten.
2. Errichtung eines freien, unabhängigen, demokratischen Österreichs, das mit allen Völkern in Freundschaft zu leben gewillt ist, jeden Rassen- und Nationalhaß bekämpft sowie Religions- und Meinungsfreiheit sichert.
3. Enteignung der Schwerindustrie, des Großgrundbesitzes sowie der faschistischen Institutionen, deren Verstaatlichung bzw. Aufteilung.“

Aktionen
Anschläge auf Eisenbahnanlagen in Kapfenberg, Leoben und St. Michael sowie die Überfälle auf Nationalsozialisten führten zu massiven Verfolgungsmaßnahmen seitens der Gestapo. In den Junitagen des Jahres 1944 hatte sich die ÖFF in drei kleine Gruppen aufgeteilt, wobei sich eine in das Hieflauer Gebiet und eine ins Liesingtal begab. Die dritte Gruppe unter der Führung Silvester Heiders und Max Muchitsch marschierte zum Thalerkogel, um sich dort mit einer Gruppe aus Kapfenberg/Bruck zu treffen.

Feuergefecht am Achnerthörl
Vor dem Dauerregen Schutz suchend nächtigten sie beim Achnerthörl in einer Blockhütte, wo sie am Morgen des 22. Juni 1944 von Gendarmerie und Landwacht überrascht wurden. Bei dem folgenden Feuergefecht wurden Silvester Heider, dessen Partisanenname Fredl war, und ein polnischer Zwangsarbeiter, der sich den Partisanen angeschlossen hatte, erschossen. Während ein erst vor kurzen zur ÖFF gestoßener Deserteur aus Semriach beim Rückzug vom Thalerkogel festgenommen und später vom Militärgericht in Graz zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, gelang es den restlichen Partisanen sich in den Tollinggraben zurückzuziehen, wo sie sich mit den beiden anderen Gruppen trafen und gemeinsam eine Vergeltungsaktion planten. Am 11. Juli 1944 sprengten sie mitten in Leoben bei der Mallinger-Mühle, wo eine Eisenbahnbrücke über den Vordernberger Bach führte, das dort befindliche Schienendreieck.
In den folgenden Monaten verhaftete die Gestapo zahlreiche Unterstützer und Unterstützerinnen der ÖFF und deportierten sie in die Konzentrationslager, von wo über 40 nicht mehr zurückkehrten. Ihrem sicheren Hinterland, wo sie sich verstecken konnten und wo sie mit Lebensmittel und Informationen versorgt worden waren, beraubt, mussten sie sich in die obersteirischen Berge zurückziehen. Erst im Frühjahr 1945 kehrten sie wieder in die Städte zurück, um schließlich im Mai 1945 kurzzeitig die Macht im Bezirk zu übernehmen.    

 

Heimo Halbrainer

Festvortrag am 22. Juni 2014:
Dr. Heimo Halbrainer. Der Historiker ist Vorstand von CLIO – Verein für Geschichts-und Bildungsarbeit und Vorsitzender des steirischen KZ-Verbandes.

CLIO

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Veröffentlicht: 10. Juni 2014

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