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Kleine Spieler -große Zocker

Kommentar von Klubobmann Kaltenegger (Grazer Stadtblatt)

Kleine Spieler, große Spieler

Wir leben in einer Zockergesellschaft. Für den schnellen Gewinn wird alles riskiert. Nun plötzlich scheint beim Spiel ums große Geld nichts mehr zu gehen. Börsenkurse stürzen, Banken krachen. Milliarden von Euro und Dollar lösen sich scheinbar in Luft auf. Eine gewaltige Wirtschaftskrise zeichnet sich ab. Die Zeche werden wieder einmal die arbeitenden Menschen zahlen müssen.

Die Hauptverursacher der Krise fallen weich. So zum Beispiel knallten bei den Managern des US-Versicherungskonzerns AIG schon wieder die Champagnerkorken, nachdem Mitte September die amerikanische Regierung den bankrotten Konzern mit einem 85-Milliarden-Darlehen gerettet hatte. Für 440.000 Dollar mietete man sich ein Luxusferiendomizil mit Wellness-Behandlung, Golf-Trips und Galamenüs. Als der Staat dann zwei Wochen später nochmals 37,8 Milliarden nachschießen musste, gönnte man sich gemeinsam mit betuchten Kunden einen exklusiven Jagdausflug nach England für 86.000 Dollar. Sicher ließen sich auch in Europa ähnliche Beispiele finden.

Während Vermögende im großen Stil an den Börsen zocken, versuchen nicht wenige Leute mit kleinerem Einkommen ihr Glück bei Geldspielautomaten oder mit Sportwetten. Doch ganz anders als bei den großen Vorbildern an den Börsen, greift der Staat hier nicht rettend ein, wenn Spieler ihre gesamten Ersparnisse und noch viel mehr verzockten. Die Geschäftemacher mit dem Glücksspiel dürfen sich dagegen die Hände reiben.

Die verantwortlichen Politiker sind nicht einmal bereit dieser Geschäftemacherei einen Riegel vorzuschieben. Mit dem Schutz durch die Politik dürfen halt nur die ganz großen Spieler an den Börsen rechnen. Und offensichtlich auch die Bosse der Glücksspielindustrie.

Ernest Kaltenegger

Veröffentlicht: 11. November 2008

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