Metaller-KV: Reallohnverluste sind kein Erfolg!
Die Metalltechnische Industrie hat fertigverhandelt: Die kollektivvertraglichen Löhne werden um magere 7 Prozent erhöht, die Vorrückungswerte stagnieren gänzlich. Damit liegt der Abschluss deutlich unter der aktuellen Teuerungsrate von 11 Prozent (Oktober 2022). Auch in puncto Lehrlingsentschädigung blieb der Abschluss deutlich hinter den ursprünglichen Forderungen zurück: Die 1.000 Euro im ersten Lehrjahr gibt es nicht ab sofort, sondern erst in einem Jahr. Viele Gewerkschaftsmitglieder sehen diesen Kuschelkurs, der hunderttausenden Arbeiter:innen erhebliche Reallohnverluste beschert, kritisch. Die KPÖ Steiermark teilt diese Einschätzung.
Der Wunsch des Kapitalvertreters Christian Knill, „nicht auf der Straße zu verhandeln, sondern am Tisch“, ging also heute Nacht in Erfüllung. Die Gewerkschaft PRO-GE schreibt in ihrer Aussendung mit freudigem Unterton, dass „Kampfmaßnahmen in den FMTI-Betrieben somit nicht mehr erforderlich“ sind, und verkauft diesen Reallohnverlust als Erfolg. Warum die PRO-GE zum wiederholten Mal nicht den Mut aufbringt, Arbeitskampfmaßnahmen bis zum Streik einzusetzen, um ein echtes Lohnplus zu erstreiten. Stattdessen lässt sich PRO-GE- Chefverhandler Rainer Wimmer mit den Worten „Die Sozialpartnerschaft funktioniert“ zitieren. Viele fragen sich: Für wen? Für die Arbeiter:innen nämlich offensichtlich nicht…
Dabei wäre ein kräftiges Reallohnplus nötig und gerecht gewesen – nicht nur, um die extreme Teuerung auszugleichen und den Produktivitätszuwachs abzugelten, sondern auch, weil die Konzerne Rekordgewinne einfahren und die vielen arbeitenden Menschen, die diese Profite überhaupt erst erarbeitet haben, ihren gerechten Anteil verdienen: Rund 3.400 Millionen Euro (!) werden allein die 18 größten Aktienunternehmen Österreichs heute als Dividenden ausschütten. Ein unfassbarer Geldregen für die Aktionäre, den die breite Masse der arbeitenden Bevölkerung zum einen über zu geringe Löhne, zum anderen über zu hohe Preise finanziert hat. Dieser KV-Abschluss trägt bedauerlicherweise das Seinige dazu bei.
Übrigens: Ein Blick auf die heutige Aktienkurs-Entwicklung aus der Branche zeigt, für wen dieser KV-Abschluss ein guter Deal war:
Lenzing AG: +17,60 %
Andritz AG: +10,67 %
AT&S: +6,94 %
Voestalpine: +6,00 %
(Stand: 4.11.2022, 16:40 Uhr)
Veröffentlicht: 4. November 2022