Stolperstein für Hildegard Burger
Sie wollte Nationalsozialismus, Faschismus und Krieg nicht einfach hinnehmen
Aus der Rede von Claudia Klimt-Weitheler:
Hildegard Burger wurde am 6. November 1903 in Zeltweg geboren und starb 40 Jahre später in Graz. Am 3. September 1943 wird sie nach ihrer Verhaftung durch die Gestapo im Sommer 1941 und ihrer Verurteilung am 20. Mai 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ hingerichtet.
Der Urteilsschrift ist folgendes zu entnehmen:
Hildegard Burger hat, obwohl bereits drei Mal wegen kommunistischer Betätigung beanstandet und festgenommen, trotzdem ihre Tätigkeit für die KPÖ wieder aufgenommen und sich hierdurch als fanatische und hartnäckige Kommunistin erwiesen.
Wer war diese fanatische und hartnäckige Kommunistin? Wer war diese Frau?
Sie war die Tochter einer Hausfrau und eines Mitbegründers der Zeltweger Sozialdemokratischen Partei. Sie absolvierte die Hauptschule und blieb bis zu ihrem 18. Lebensjahr bei ihren Eltern. Später lebte und arbeitete sie einige Jahre als Hausgehilfin in Wien, 1929 heiratete sie einen Eisenbahnbediensteten und zog mit ihm nach Graz. Ihre Ehe blieb kinderlos.
Burger wollte Nationalsozialismus, Faschismus und Krieg nicht einfach hinnehmen. Sie wollte dagegen ankämpfen und so engagierte sie sich – wohl auch durch die marxistische Erziehung und Vorbildwirkung ihrer Eltern – im kommunistischen Widerstand. Schon in den 30er Jahren wurde sie innerhalb der Roten Hilfe aktiv. Bereits 1935 wurde sie deshalb auch festgenommen und angeklagt, mangels eines vollen Schuldbeweises aber freigesprochen.
Immer wieder geriet Hildegard Burger bei den Nazis unter Verdacht, im Herbst 1939 musste sie über zwei Wochen in polizeilicher Schutzhaft verbringen. Ihr wurde vorgeworfen, sich an einem Unternehmen Grazer Kommunisten, die Waffen von einem Heerestransport gestohlen hatten, beteiligt zu haben. Aber die Verdachtsgründe reichten auch zu diesem Zeitpunkt für eine Festnahme nicht aus.
Nach ihrer Entlassung aus der Haft machte Hildegard Burger, nachdem nun auch ihr Ehemann zur Wehrmacht eingezogen worden war, einen Ausbildungskurs des Roten Kreuzes und arbeitete von nun an als Rot-Kreuz-Schwester.
Burger arbeitete mit WiederstandskämpferInnen wie Richard Zach, Elfriede und Josef Neuhold, Karl Drews und Franz Weiß zusammen. Sie verteilte Zachs Zeitung „Der rote Stoßtrupp“ und begann gemeinsam mit Albin Kaiser und Johann Jandl den Ausbau der KPÖ in Voitsberg. Was ihnen unter widrigsten Umständen auch äußerst gut gelang. Schließlich zählte man zu dieser Zeit im Bezirk Voitsberg zwischen 170 und 180 Mitglieder der KPÖ.
Ab 1940 galt Hildegard Burger als Verbindungsfrau der KPÖ-Bezirksleitung in Voitsberg zur Landesleitung in Graz und spielte sowohl in der Zentrale, als auch im weststeirischen Industriegebiet eine maßgebliche Rolle.
Der Historiker Heimo Halbrainer schreibt in seinem Buch „Die im Dunkeln sieht man doch“:
Der Widerstand von Frauen gegen den Nationalsozialismus war von 1938 bis 1945 in vielen Formen vorhanden. Waren es im Rahmen des politisch organisierten Widerstandes in den Jahren 1938/39 entweder junge Frauen, die im KJV – teilweise in eigenen Mädchengruppen – aktiv wurden, oder alte Kader, die gemeinsam mit den Männern an den Neuaufbau von Widerstandsgruppen schritten, so wirkten ab 1940/41 Frauen in der KPÖ, der Roten Hilfe bzw. der Roten Gewerkschaft mit, wobei sie verschiedenste Funktionen innerhalb dieser Organisationen übernahmen.
„Die im Dunkeln sieht man nicht“ singt der Moritatensänger in Brechts „3-Groschen-Oper“ am Schluss und oft verhält es sich leider immer noch so, wenn über den Widerstand von Frauen gegen den Nationalsozialismus gesprochen wird.
Hildegard Burger war eine Kämpferin für Freiheit und Demokratie, gegen Faschismus und Krieg. Über Frauen wie Hildegard Burger muss gesprochen werden und deshalb freue ich mich sehr, dass wir ihr heute hier in der Sackstraße 26, wo sie gelebt hat, einen Stolperstein verlegen und ihr somit ein ehrendes Andenken bewahren.
Claudia Klimt-Weithaler, Klubobfrau KPÖ Landtagsklub
Veröffentlicht: 18. Juli 2015