Wahrung der Menschenrechte - Nie wieder Faschismus!
Nachlese zur Mauthausen-Gedenkfeier 2014
Jedes Jahr veranstaltet der „Verein KZ-Nebenlager Bretstein“ eine Gedenkfeier am Gelände des ehemaligen Außenlagers des KZ Mauthausen. Heuer hielt Bundespräsident Heinz Fischer die Hauptrede.
Nie wieder Faschismus und Wahrung der Menschenrechte war der Grundtenor aller Reden. Heuer wurde auch des Schicksals von Euthansieopfern gedacht. 150 Menschen aus dem Bezirk Murtal wurden aufgrund von Behinderungen oder Gebrechen als „unwertes Leben“ von den Nationalsozialisten ermordet.
Neben dem Blick in die Vergangenheit ist es auch wichtig die Frage nach dem „Hier und Heute“ zu stellen. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus ist das Leben - entgegen den vielen bunten Versprechungen - keineswegs besser und schöner geworden. Nun herrscht Kapitalismus pur.
Krieg (Afghanistan, Irak...) ist wieder salonfähiges Mittel der Politik geworden. Die Rüstungsausgaben steigen. Unter dem Vorwand des Kampfs gegen den Terrorismus wird bespitzelt und die Demokratie ausgehöhlt.
Gewinne privat - Verluste der Staat
Der Privatisierungswahn setzte sich durch Fast die ganze Welt wurde so zur neuen Spielwiese für Banken und Konzerne. Milliarden wurden verdient oder erzockt. Als das Spiel begann aus dem Ruder zu laufen durfte der Staat, also wir SteuerzahlerInnen, den Scherbenhaufen übernehmen.
In den Ländern des Ostens haben sich die Lebensbedingungen für viele Menschen extrem verschlechtert. Armut, Prostitution und Auswanderung stehen auf der Tagesordnung.
Aber auch bei uns weht ein rauerer Wind. Sozialabbau, Arbeitslosigkeit, steigender Druck am Arbeitsplatz. Immer weniger Menschen können sich ein gutes Leben leisten. Die Reichen aber werden täglich reicher.
Bei uns ist die EU der Brandbeschleuniger dieser Entwicklung. Unter dem Diktat aus Brüssel werden Sozialausgaben zurückgefahren. Der Staat soll nur mehr die Wirtschaft unterstützen und alle Bereiche des Lebens dem Profitstreben zugänglich machen. Neoliberaler Kapitalismus ist die Bezeichung für diese Denkrichtung und Gesellschaftsordnung.
Menschen ohne Hoffnung
Den Ländern des Südens (Griechenland, Spanien...) wird von der EU ein Kürzungskorsett aufgezwungen. In einer Brutalität wie man es früher nur im Auftreten gegenüber den Länder der Dritten Welt gekannt hat. So nehmen Armut und Elend zu. Eine ganze Generation ohne Hoffnung wächst heran.
Die Welt ist eine Einheit. Konzerne produzieren in allen Länder, Waren aus aller Welt kommen in unsere Geschäfte. Der Kapitalismus drückt allen Ländern und Menschen seinen Stempel auf - und so gelangen die Probleme in anderen Ländern bis an unsere Haustür.
Ein Beispiel dafür ist die Bettelei. Früher kannte man Bettler nur aus dem Märchen oder von Auslandreisen. Heute gehören bettelnde Menschen zum Alltagsbild.
Bettelnde Roma
Vor kurzem haben Berichte von aggressiv bettelnden Roma viel Aufsehen erregt. Viele dazu gepostete Kommentare sind erschreckend. Es geht nicht darum aggressives Betteln zu verteidigen oder Probleme zu verharmlosen. Wir wollen dazu anregen über das „Warum“ nachzudenken.
Viele Fragen
Wie gerecht ist unsere Gesellschaft? Geht die Entwicklung hin zu mehr Gleichheit und Gerechtigkeit? Haben die Menschen heute mehr Lebenschancen als früher? Wie würde es mir gehen wenn ich 600 km weiter südlich geboren worden wäre? Wie müssen die Lebensbedingungen sein, damit es Menschen leicht fällt großzügig und tolerant zu sein? Ist Gerechtigkeit überhaupt möglich in einer Gesellschaft, in der nur der Profit zählt? Bin ich mit der jetzigen Entwicklung einverstanden? Was kann man dagegen tun?
Vor gar nicht so langer Zeit wurden Menschen bei uns verhaftet und abtransportiert. Einige davon wurden unter schrecklichen Bedingungen ganz in unserer Nähe gefangen gehalten, einige davon ermordet. 150 Menschen aus dem Murtal wurden aufgrund ihrer Behinderung einfach ausgelöscht.
Wer will dass das niemals wieder geschieht, sollte sich viele der oben genannten Fragen stellen.
KPÖ-Knittelfeld
Nachtrag:
In Bretstein bestand von Juni 1941 bis Juni 1943 ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen.
Dort wurden mindestens 170 Menschen, vorwiegend Republikanische Spanier und deutsche Zeugen Jehovas, gefangen gehalten. Sie mussten in Zwangsarbeit im Straßenbau und in der Landwirtschaft arbeiten. Die unmenschlichen Lebensbedingungen der Gefangenen führten zu mehreren Fluchtversuchen. Dabei wurden sieben Häftlinge ermordet. Im Juni 1943 wurde das KZ-Nebenlager Bretstein aufgelassen.
Im Jahr 2002 begannen SchülerInnen der HLW Fohnsdorf auf Initiative ihres Lehrers, Franz Stuhlpfarrer, in einem Schulprojekt die Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers Bretstein zu erforschen. Die Gemeinde Bretstein unterstütze das Projekt. Es entsteht eine Gedenkstätte.
Im Februar 2004 gründet sich der „Verein KZ-Nebenlager Bretstein“. Ziel des Vereins ist der Kontakt zu Überlebenden, die weitere Erforschung der historischen Zusammenhänge, die Organisation von kulturellen Veranstaltungen und die Aufbereitung der Zusammenhänge für eine breite Öffentlichkeit.
Veröffentlicht: 18. Juli 2014